Knochenersatz und Knochenaufbau



Knochenersatz und Knochenaufbau in der oralen Implantologie

Implantatgetragener Zahnersatz bietet hohen Tragekomfort und eine sehr natürliche Optik, kann aber nur eingesetzt werden, wenn der Kieferknochen ausreichend stabil ist. Ist dies nicht der Fall, sind Maßnahmen zum Knochenaufbau erforderlich, um die Stabilität des Knochengewebes zu verbessern und das Knochenvolumen zu vergrößern.

 

Im folgenden Text erläutert Dr. Tobias Wrastil anhand seiner zweifachen Expertise als Zahnarzt und gelerntem Zahntechniker, wann Knochenaufbaumaßnahmen erforderlich sind, was dabei genau passiert und welche Knochenersatzmaterialien dafür Verwendung finden.

Wozu dient der Knochenaufbau in der Zahnmedizin?

Zahnmedizinischer Knochenaufbau erfolgt in der Regel nach dem Verlust eines Zahnes bzw. mehrerer Zähne, um die Versorgung mit implantatgetragenem Zahnersatz zu ermöglichen. Die Maßnahmen zum Knochenaufbau verstärken den Kieferknochen durch Knochenersatzmaterial und stimulieren das Wachstum des natürlichen Knochengewebes.

Wann ist ein Knochenaufbau durch Knochenersatzmaterial notwendig?

Knochenaufbau ist immer dann erforderlich, wenn der Kieferknochen nicht hinreichend voluminös und/oder stabil ist, um ein Zahnimplantat sicher darin zu verankern. Ursachen hierfür sind:

 

  • beschränktes Knochenangebot im Oberkiefer: Die Knochenschicht zwischen Mund- und Kieferhöhle ist gerade im Seitenzahnbereich nach Zahnverlust sehr dünn.
  • Knochenschwund infolge von:
    • Zahnverlust - der Wegfall der Kaubelastung führt zur verlangsamten Regeneration     und schließlich zum Abbau des Knochengewebes
    • Parodontitis - die Ausweitung der Entzündung des Zahnhalteapparats auf den             Kieferknochen führt zur Zerstörung von Knochenzellen; analog dazu                             Periimplantitis im Umfeld bestehender Implantate
    • Osteoporose - hormonelle Veränderungen (z. B. in den Wechseljahren), aber auch       Medikamente und Erkrankungen können den Knochen porös machen

Wie schnell baut sich der eigene Kieferknochen ab?

Grundsätzlich verläuft der Abbau von Kieferknochen in den ersten 6-12 Monaten nach dem Zahnverlust am schnellsten und setzt sich danach kontinuierlich fort - im Unterkiefer schneller als im Oberkiefer. Wie viel Knochensubstanz dabei verloren geht, ist individuell verschieden.

 

Wie es um Ihren Kieferknochen bestellt ist und ob vor einer geplanten Implantation Knochenaufbaumaßnahmen erforderlich sind, klärt Dr. Wrastil in einer persönlichen Untersuchung - vereinbaren Sie am besten gleich einen Beratungstermin!

Knochenaufbau durch Knochenersatzmaterial: Welche Besonderheiten hat das Material?

Sind zum Einsetzen eines Implantats Knochenaufbau-Maßnahmen erforderlich, wird der Kieferknochen mit Knochenersatzmaterial verstärkt. Dieses muss:

  • biokompatibel sein, um das Verwachsen mit dem natürlichen Knochengewebe zu gewährleisten
  • stabil, korrosionsbeständig und langlebig sein, um eine solide Verstärkung des natürlichen Knochens zu erreichen

Woraus besteht das Knochenersatzmaterial?

Knochenersatzmaterial, das den obigen Anforderungen entspricht, kann aus verschiedenen Quellen gewonnen werden. Grundsätzlich unterscheidet man:

  • Tierisches Knochenersatzmaterial wird zumeist aus Rinderknochen hergestellt. Hauptbestandteil ist Hydroxylapatit, das auch im menschlichen Knochen vorkommt. 
  • Pflanzliches Knochenersatzmaterial kann aus Algen hergestellt werden und bietet eine natürliche Alternative zu tierischen Materialien, die vor allem für Veganer interessant ist.
  • Synthetisches Knochenersatzmaterial wird in vielfältigen Varianten hergestellt, insb. aus Polymeren, Glaskeramik, Kalziumsulfat und Trikalziumphosphat.

Welche Knochenersatzmaterial-Typen gibt es?

Autologenes Knochenersatzmaterial

Als “autologen” bezeichnet man Eigenknochen, also Knochenmaterial, das dem Patienten aus anderen Körperregionen entnommen wurde. Zum Aufbau des Kieferknochens kann der Chirurg direkt bei der Präparation des Implantatbetts Knochenmehl bzw. -späne sammeln. Alternativ kann er einen Eigenknochen-Block aus dem Unterkiefer entnehmen.

 

Seltener ist die separate Knochenentnahme aus Kinn oder Hüfte (Beckenkamm). Diese Art des Knochenaufbaus stellt den Goldstandard im Bereich der augmentativen Techniken dar.

Isogenes Knochenersatzmaterial

Alternativ zum Eigenknochen kann auch genetisch identischer Spenderknochen verwendet werden. Möglich ist dies nur bei eineiigen Zwillingen, die über dieselbe DNA und somit auch über eine identische Knochenstruktur verfügen.

Allogenes Knochenersatzmaterial

Menschlicher Spenderknochen, der nicht genetisch identisch mit dem Empfänger ist, wird als “allogen” bezeichnet. Dieses Knochenersatzmaterial wird in der Regel aus Hüftgelenksköpfen gewonnen und ist als gefriergetrocknetes Granulat oder Knochenblock verfügbar.

Xenogenes Knochenersatzmaterial

Als “xenogen” bezeichnet der Mediziner natürliches Knochenmaterial tierischer oder pflanzlicher Herkunft.

Alloplastisches Knochenersatzmaterial

Der Fachbegriff “alloplastisch” bezeichnet synthetische Knochenersatzmaterialien. 

 

In der Zahnresidenz arbeiten wir vorwiegend mit Eigenknochen, da von diesem das höchste Regenerationspotential ausgeht.

Wie ist der Ablauf bei einem Eingriff zum Knochenaufbau?

Ob Knochenaufbau und Implantation im selben Eingriff durchgeführt werden können oder ob zwei OPs im Abstand mehrerer Monate erforderlich sind, entscheidet Dr. Wrastil jeweils individuell.

 

Grundsätzlich folgt die OP zum Knochenaufbau folgenden Schritten:

  1. Lokalanästhesie und ggf. Sedierung des Patienten
  2. chirurgische Öffnung des Zahnfleischs, um den Kieferknochen freizulegen
  3. Einbringen des Knochenersatzmaterials, ggf. unter Einbringung des Implantats:
    1. Anlagerung von Eigenknochen an den vorhandenen Knochen und Abdeckung mit Schleimhaut.
    2. Sinuslift mit Anlagerung von Knochenersatz-Granulat aufseiten der Kieferhöhle, wobei die Kieferhöhlenschleimhaut angehoben wird.
    3. Einpassen und Verschraubung des Knochenersatz-Blocks am Kieferknochen, eventuelle Hohlräume werden mit Granulat aufgefüllt.
    4. Bone Spreading - hier wird der Kieferknochen  längs aufgespalten, um das Implantat in den Spalt einzubringen und die Hohlräume anschließend mit Granulat aufzufüllen; beim Bone Splitting erfolgen  Auffüllung und Implantation im Abstand von mehreren Monaten.
  4. Vernähen des Zahnfleisches und Wundversorgung

Wie lange dauert der Eingriff zum Knochenaufbau?

Die OP-Dauer hängt jeweils von Art und Umfang des Eingriffes ab: Eine einfache Implantation mit geringfügiger Auffüllung des Zahnfachs mittels Granulat ist in ca. 30 Minuten machbar, für einen langwierigen Eingriff - Sinuslift oder Knochenblock - sind 1-2 Stunden realistisch.

Welche Art von Betäubung kommt bei einem Eingriff zum Knochenaufbau zum Einsatz?

Um die Knochenaufbau-OP so angenehm wie möglich zu gestalten, empfiehlt das Team der Zahnresidenz die Behandlung unter Analgosedierung (Dämmerschlaf), bei umfangreicheren Eingriffen auch unter Vollnarkose.

Was ist nach einem Eingriff zum Knochenaufbau zu beachten?

Um den Heilungsprozess bestmöglich zu unterstützen, sollten Sie nach dem Knochenaufbau Ihre Ernährung anpassen (weiche, maximal lauwarme Kost), den Kiefer fachgerecht kühlen und eine mehrtägige Schonphase ohne körperliche Anstrengungen einplanen. 

 

Auf das Rauchen nach dem Knochenaufbau am Kiefer sollten Sie während der Heilungsphase verzichten, da die im Tabak enthaltenen Giftstoffe den Regenerationsprozess des Körpers stören; dasselbe gilt für den Alkoholkonsum.

Wie lange dauern Wundheilung und Geweberegeneration?

Unmittelbar nach dem Knochenaufbau beim Zahnarzt sind Schmerzen, Schwellungen und leichte Blutungen normal. Nach der OP sollten Sie eine Erholungsphase von 1-2 Wochen einplanen, vollständig abgeschlossen ist die Wundheilung nach 3-6 Monaten.

 

Wie schnell die Heilung nach einem Knochenaufbau im Oberkiefer oder Unterkiefer verläuft und wie lange nach dem Einsetzen des Implantats mit Knochenaufbau Sie Schmerzen haben, hängt sowohl vom Umfang des Eingriffs wie auch Ihrer individuellen Konstitution ab: Wenn die Schmerzen länger als eine Woche anhalten, konsultieren Sie bitte unsere Praxis!

Kann es beim Knochenaufbau zu Problemen oder Nebenwirkungen kommen?

Vor jedem Eingriff informiert Dr. Wrastil den Patienten über Probleme, die beim Knochenaufbau zum Einsetzen von Zahnimplantaten auftreten können. In seltenen Fällen kann es zu Wundheilungsstörungen bzw. Infektionen des operierten Bereiches kommen, die sich in der Regel gut behandeln lassen. Taubheitsgefühle in Lippe und/oder Zunge klingen im Normalfall bald ab.

 

In Ausnahmesituationen  sind Abstoßungsreaktionen und Verlust des Implantats, Verletzungen von Nervenbahnen (mit anschließenden Taubheitsgefühlen) und/oder benachbarten Zahnwurzeln sowie ein ungeplanter Durchbruch zwischen Mund- und Kieferhöhle möglich. Um dies zu verhindern ist eine genaue Diagnostik, oft mit Hilfe von 3D- Röntgenaufnahmen, sowie eine exakte Planung notwendig.

Wieviel kostet der Knochenaufbau beim Zahnarzt?

Die Zahnresidenz bietet Ihnen jederzeit hohe Behandlungsqualität zu fairen Preisen. Die Kosten für den Knochenaufbau im Vorfeld einer Zahnimplantation hängen stets von Art und Umfang des gewählten Eingriffes ab.  

Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen bei Zahnersatz grundsätzlich nur einen Festzuschuss, der 50 % der Kosten der sog. Regelversorgung abdeckt. Die Kostendifferenz zur höherwertigen Versorgung mit implantatgetragenem Zahnersatz - inkl. der Kosten für dabei erforderliche Knochenaufbau-Maßnahmen - muss der Patient selbst tragen.

 

Die Kosten für Zahnimplantationen und  vorbereitende Knochenaufbaumaßnahmen werden nur in Ausnahmefällen (bspw. Zahnverlust infolge von Unfällen oder Krebserkrankung) übernommen.

 

Das Zahnresidenz-Team erstellt Ihnen stets einen individuellen Heil- und Kostenplan, der alle Behandlungsschritte auflistet und Ihnen Planungssicherheit gibt.

Knochenersatzmaterial und Eigenknochen: Welche Unterschiede gibt es und was ist besser?

Welches Material beim Knochenaufbau verwendet wird, hängt sowohl von der medizinischen Ausgangssituation wie auch den Präferenzen des Chirurgen und Patienten ab. 

Vorteile des Eigenknochen

Bei der Verwendung von Eigenknochen sind keine Abstoßungsreaktionen des Körpers zu befürchten, zudem besteht kein Risiko der Übertragung von Krankheitserregern (was bei allogener Knochenspende oder xenogenem Knochenersatzmaterial aus tierischen Quellen nicht restlos auszuschließen ist).

Vorteile des Knochenersatzmaterials

Anders als beim Eigenknochen ist bei Knochenersatzmaterialien keine zusätzliche OP zur Knochenentnahme notwendig. Je nach den Bedürfnissen und Präferenzen des Patienten stehen Ersatzmaterialien menschlicher, tierischer, pflanzlicher oder synthetischer Herkunft in beliebiger Menge zur Verfügung.

Wann sollte man auf einen Knochenaufbau mit Knochenersatzmaterial vornehmen lassen?

Wenn Sie eine Versorgung mit implantatgetragenem Zahnersatz wünschen, ist zu prüfen, ob der Kieferknochen ausreichend stabil für eine erfolgreiche Implantation ist. Ist dies nicht der Fall, kann ein Knochenaufbau mit Knochenersatzmaterial Abhilfe schaffen - Dr. Wrastil empfängt Sie gern zu einer individuellen Beratung in der Zahnresidenz in Northeim!